Bei den Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen, die ersten Mal an einem Ort in Heidelberg durch den Spitzenverband Deutscher Ringer-Bund veranstaltet wurden, hat der Hessische Ringer-Verband insgesamt fünf Medaillen errungen. Tim Müller vom KSC Hösbach krönte sich mit einer souveränen Leistung zum Deutschen Meister in der Gewichtsklasse bis 74kg im Freistil.
Nach fünfmal Edelmetall beim attraktiv aufgezogenen Drei-Tage-Event in Heidelberg, das zum Beispiel am Samstag 1500 Fans in der Halle verfolgten, war neben den Topplatzierungen von Athleten des Hessischen Ringer-Verbands allerdings auch ein unerfreulicher Vorfall Gesprächsthema.
Eklat bei Dorns Finale
Es ging schon auf 22 Uhr zu, als am Samstagabend das letzte Freistil-Finale auf dem Programm stand. Der Hösbacher Niklas Dorn wehrte sich in der 65-Kilo-Klasse gegen EM-Teilnehmer André Clarke lange, verpasste beim 1:2-Rückstand aber den entscheidenden Angriff zur Führung und wurde 20 Sekunden vor Schluss gekontert. Beim 1:4 war die Messe eigentlich gelesen, als Clarke Dorn noch einmal in der Beinschraube nahm – und ihn dabei stauchte.
»Da war mächtig viel Druck auf der Wirbelsäule«, berichtete HRV-Sportmanager Jens Gündling, der bei den Freistil-Athleten mit dem Darmstädter Vitali Wagin auch als Trainer in der Ecke saß. »Das war extrem gefährlich!«, betonte Gündling jene Situation, in der er eine schlimme Verletzung des Bundesliga-Ringers des KSC Hösbach befürchten musste.
Deshalb stürmte Gündling auf die Matte und schubste Clarke. Die Aktion war da bereits beendet, glücklicherweise ohne großen Schaden für Dorn. Mit der im Ringen seltenen Roten Karte folgte die Strafe für Gündling auf dem Fuß. Dem Kampfrichter machte er dafür keinen Vorwurf, begründete aber auch seine eigene Emotion: »Ich wollte meinen Sportler in diesem Moment einfach schützen!«
Silber für Emelie Haase und Leon Zinser
Vor dieser Silber-Medaille mit Begleitschock hatte der HRV bereits Edelmetall durch Tim Müller (KSC Hösbach, 74 Kilo, Gold), Leon Zinser (KSV Rimbach, 57 Kilo, Silber), Julien Zinser (KSV Rimbach, 70 Kilo, Bronze) und Emelie Haase (KSC Hösbach, 50 Kilo, Silber) geholt. Die Plätze vier und fünf vervollständigten Samira Wissel (SC Kleinostheim, 57kg, Platz vier) sowie Elena Sell (TSV Gailbach, 62kg, Platz fünf) und die Griechisch-römisch-Ringer Sinan Kayakiran (SC Großostheim, 67kg) und Jan Schwab (KSV Rimbach, 82kg, beide Platz fünf).
Der Deutsche Meister Tim Müller habe nun »eine gute Ausgangsposition für die Rückkehr in die Nationalmannschaft«, fügte der HRV-Sportmanager an. Vorausgesetzt, Müller wolle das, könne er wohl auch international noch einmal Anlauf nehmen.
Mit Emelie Haase, die erst seit ein paar Monaten den Hösbacher »Vikings« angehört (wo ihr Bruder Peter Haase im Bundesliga-Team kämpft), war Gündling ebenfalls sehr zufrieden. Sogar mit Siegerin Lisa Ginc (früher Lisa Ersel), die mal Jugend-Europameisterin war, habe Haase »auf Augenhöhe gerungen«.