Der TSV Gailbach will in die 2. Ringer-Bundesliga. Diesen weitreichenden Entschluss hat der der Meister der Oberliga Hessen kurz vor Silvester gefällt und seine Entscheidung auch dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) mitgeteilt. Aufgestiegen sind die Aschaffenburger damit noch nicht, haben aber beste Chancen: Am 14. Januar müssen sie auf einem Relegationsturnier unter vier Mannschaften mindestens Dritter werden, um den Sprung ins Unterhaus perfekt zu machen.
TSV-Vorsitzender Felix Radinger berichtet von ausführlichen Gesprächen innerhalb des Vereins – nicht nur im jungen Vorstandsteam um den 34-Jährigen, sondern auch mit erfahrenen ehemaligen Offiziellen, die schon frühere Zweitliga-Zeiten der Gailbacher in verantwortlicher Position mitgetragen haben. In einer finalen Sitzung am 29. Dezember, bei der man alle Risiken und Bedenken noch einmal gründlich abgewogen habe, habe man
schließlich „Konsens“ darüber erzielt, die nächste sportliche Stufe erklimmen zu wollen. Voraussetzung dafür war zunächst die Bereitschaft des erfolgreichen Oberliga-Teams gewesen, den Schritt in die 2. Bundesliga mitzugehen, sollte man ihn Mitte Januar endgültig realisieren. „Alle Sportler ziehen mit und bleiben bei uns“, sagt Radinger. Nichtsdestotrotz wisse man, dass man sich „noch mit zwei, drei Leuten verstärken“ müsse.
Außerdem habe es erste positive Signale von Sponsoren gege ben, die ihr finanzielles Engagement im Falle des Aufstiegs erhöhen würden, freut sich der Vereinschef und frühere Nationalkader-Athlet. In Liga zwei stellen im Gegensatz zur Oberliga unter anderem UWWGebühren höhere wirtschaftliche Anforderungen an die Vereine. Radinger nennt ein Beispiel: „Für unseren Moldawier Vitalie Eriomenco müssen wir in der 2. Liga allein UWW-Gebühren
von 1 500 Euro bezahlen, ohne dass wir gegenüber bislang irgendwas davon haben.“ Vor allem aufgrund dieses monetären Klotzes müsse der TSV Gailbach seinen Etat im Falle einer Zweitliga-Saison 2023 gegenüber der abgelaufenen Oberliga-Runde „verdoppeln“. Trotzdem will der Stadtteil-Club die Herausforderung annehmen. Dies ist auch nach der Wiedereinführung der 2. Bundesliga im Jahr 2022 und der damit verbundenen (erstmal nicht
eingetretenen) Hoffnung des DRB, mehr willige Bundesliga-Aufsteiger in den höchsten Landesklassen zu finden, längst keine Selbstverständlichkeit. Unter den anderen Meistern mit Aufstiegsrecht haben dem deutschen Verband inzwischen fast alle signalisiert, in ihrer bisherigen Klasse bleiben zu wollen. Noch vor einem Monat hatte DRB-Vizepräsident Manuel Senn die Bereitschaft wesentlich optimistischer eingeschätzt. Zwischenzeitlich hat unter anderem sogar der stark besetzte Ex-Erstligist FC Erzgebige Aue als Meister der Regionalliga Mitteldeutschland abgewunken; Ende Dezember tat dies auch noch die WKG Ludwigshafen als Meister der Oberliga Rheinland-Pfalz, die der DRB noch an Weihnachten als aufstiegswillig vermeldet hatte. Neben dem TSV Gailbach stellt sich nur noch der TuS Lünen-Süd (NRW-Meister) den Relegationskämpfen; dazu kommen im TV Essen-Dellwig und in den Wrestling Tigers Rhein-Nahe die beiden Schlusslichter der zwei Zweitliga-Gruppen. Sie machten bis zum Fristende am 31. Dezember keinen Gebrauch von ihrem Abstiegsrecht. 13 der 16 Plätze für die Nord- und Südgruppe der 2. Bundesliga 2023 sind inzwischen vergeben. Die restlichen drei werden am 14. Januar in Lünen durch ein Aufstiegsturnier in Lünen zwischen den Gastgebern, Essen-Dellwig, den Wrestling Tigers und den Gailbachern
besetzt. Der TSV Gailbach kämpft an diesem Tag um 14, 16 und 18 Uhr gegen alle drei Kontrahenten. Gerungen wird in allen Partien in den Gewichtsklassen der Hinrunde. Nur der Vierte und Letzte darf in der kommenden Saison nicht zweitklassig ringen. „Wir haben gute Chancen und können gegen alle gewinnen“, wagt Felix Radinger eine erste sportliche Prognose.
Text: Jens Dörr
mit Veröffentlichungsgenehmigung von Main-Echo Aschaffenburg.