Bei einem ersten Treffen aller an den Modellprojekten beteiligten Partner*innen aus ganz Hessen war die Botschaft deutlich: Kindeswohl sollte möglichst in jedem Verein als wichtiges Thema verankert sein. Rund 40 Vertreter*innen von Vereinen, Sportkreisen, Verbänden und Sportinternaten tauschten sich in Frankfurt über ihre Erfahrungen der letzten drei Jahre aus. Das Treffen wurde zum offiziellen Startschuss für ein hessenweites Netzwerk für Kindeswohl im Sport.
42 Sportorganisationen sind seit 2019 mit Unterstützung der Sportjugend Hessen in den Projekten aktiv und haben viel im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes auf die Beine gestellt und bewegt. Sie alle haben an den vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport geförderten Projekten „Kindeswohl im Sport – schützen/fördern/beteiligen im Sportkreis und Verein“ und „Kindeswohl im Sport – Schutzkonzept im Verband und Internat“ teilgenommen. Viel Lob und Dank gab es für die Anwesenden für ihre wertvolle Arbeit und wichtige Vorreiterrolle.
Juliane Kuhlmann, die als Beauftragte des Landessportbundes Hessen für Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt alle begrüßte, sprach von einem wunderbaren Netzwerk: „Das Engagement zum Thema Kindeswohl ist Vorbild für andere und spricht sich herum. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Schutz, aber nicht nur die, sondern wir wollen, dass alle sicher Sporttreiben können und vor Grenzüberschreitung und Gewalt geschützt sind.“ Bei uns gibt es starke Kinder in einem starken Verein Im Austausch der Ansprechpartner*innen für Kindeswohl wurde deutlich, dass es immer noch schwierig sei, das Thema an der Basis in Gang zu bringen, es sichtbar zu machen und als wichtig zu etablieren, auch in der Vorstandsarbeit und in der Elternschaft. Noch zu oft sei Kindeswohl Tabuthema. „Wir versuchen klar zu machen, dass es darum geht, jeglicher Form von Gewalt vorzubeugen und Kinder und Jugendliche zu beteiligen und zu fördern.
Wir wollen Kindeswohl in die Vereinskultur integrieren und nicht erst aktiv werden, wenn wieder negative Schlagzeilen das Thema in den Fokus rücken“, hieß es aus Reihen der Teilnehmenden. Es gehe darum, Kindeswohl durchaus als positiven Bestandteil der Vereinsarbeit und im Zusammenhang mit Kinderrechten zu denken, nach dem Motto: Bei uns gibt es starke Kinder in einem starken Verein. Junge Menschen seien oft viel offener für das Thema und auch bereit sich an Aktivitäten rund um das Kindeswohl zu beteiligen. In den Projekten Kindeswohl nehmen von der Sportjugend Hessen geschulte und vernetzte Ansprechpersonen eine wichtige Rolle in ihrer Sportorganisation ein. Darüber hinaus sind sie erste Anlaufstelle bei Verdachtsmomenten oder Vorfällen und stellen den Kontakt auch zu externen Fachberatungsstellen her, die dann zusätzlich in der Krise unterstützen. Unterstützungsbedarf beim Kindeswohl bleibt groß Deutlich wurde bei dem Treffen, dass der Unterstützungsbedarf bei den Mitgliedsorganisationen groß ist. Die Sportjugend Hessen will hier weiter wichtige Stütze sein und zusätzliche Fortbildungen anbieten. Sie stellt Materialien zu Verfügung, veranstaltet Infoabende, stellt qualifizierte Berater*innen zur Seite und gibt Tipps, wenn es um die notwendige Kommunikation mit Eltern, Kindern, und mit Ehrenamtlichen geht. Als neuste methodische Unterstützung hat der Jugendsportverband ein Wimmelbild entwickelt, eine visuelle Entdeckungsreise durch die Welt des Sportlebens. Dazu ist gerade ein Arbeitsheft erschienen, das interessierten Vereinen, Sportkreisen und Verbänden ab sofort zur Verfügung steht und das die Teilnehmenden neben einer Urkunde am Abend entgegennahmen.
Die Projekte gehen mit Förderung des Ministeriums für ein Jahr in die Verlängerung, Weitere Verbände, Sportkreise und Vereine steigen mit ein. Ein gutes Zeichen für die anwesenden Partner*innen. „Denn der Weg ist noch lang“, betonte auch Elena Lamby, Ressortleiterin Gesellschaftspolitik bei der Deutschen Sportjugend und viele Jahre zuständig für das Thema Prävention sexualisierter Gewalt: „Für die Zukunft brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz mit einer zielgerichteten Unterstützung durch die Politik, der die Strukturen und Förderungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu einem sinnvollen Gesamtkonzept zusammenführt und so weiterentwickelt, dass eine flächendeckende Präventions- und Beratungsstruktur entsteht.
Dieser Satz fällt in die aktuelle Diskussion um ein Zentrum für Safe Sport auf Bundesebene. Für Juliane Kuhlmann durchaus eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Angeboten: wir finden gut, dass hier Bewegung hineinkommt und Betroffene Wahlmöglichkeiten haben, dies kann aber die
wertvolle Beratung vor Ort nicht ersetzen.“